Tag 23
Tag 23

Tag 23

Wie heißt es so schön? Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. In meinem Fall aber eher statt loben, abschreiben. Angefangen hat der Freitag nämlich grau und bedeckt und windig, aber nicht kalt. Ab Nachmittag schien die Sonne und vom Sonnenuntergang will ich gar nicht reden. Aber schön der Reihe nach.

Ziel war heute Piha. Das liegt an der Westküste und ist ein Surfer-Hotspot. Bevor es aber nach Piha ging, noch ein kurzer Abstecher zu den Karamatura Falls. Der Weg dorthin war abenteuerlich. Und ich meine nicht das Stück, dass ich zu Fuß gehen musste. Ich meine die Straße, die dort hinführt. Breit wie ein Strandlaken, mit Gegenverkehr, auf der einen Seite Berg und auf der anderen Seite Abgrund. Maximale erlaubte Geschwindigkeit 40 km/h. Die habe ich nicht erreicht. Lag a) an der Straße und b) daran, dass der Toyota seine besten Tage hinter sich gelassen hat. Irgendwann war ich endlich am Ziel. Auf dem Parkplatz ein Übersichtsplan. Darauf war alles verzeichnet, außer der Wasserfall. Kein Problem. Frage ich eben Herrn Google. Denkste! Null, absolut Null, wahrscheinlich sogar unter Null Empfang. Also zurück zur Straße. Da waren doch Schilder? 🤔 Und tatsächlich. Auf einem der Schilder stand, dass man 8 min laufen müsse. Das sollte zu schaffen sein. Ich weiß echt nicht, was für Hinkebeine solche Strecken ablaufen und die Zeit stoppen. 5min maximal, und da musste ich mich nicht für anstrengen.

Der Wasserfall ist sehr hoch, aber ansonsten unspektakulär. Das Wasser fällt in einen kleinen See und in diesem See wohnt eine Ente. Eine sehr neugierige und zutrauliche Ente. Sie kam sofort angeschwommen um zu schauen, wer da ist und was der macht. Schon während des Aufbaus des Stativs kam sie verdächtig nahe und beobachtete alles ganz genau. Dabei verlor sie keinen Ton. Ich habe sie höflich begrüßt und weiter aufgebaut. Da ich ein paar Langzeitbelichtungen machen wollte, hatte ich während der Aufnahmen viel Zeit. Zeit um den mitgebrachten Apfel zu essen. Die Ente schaute mir dabei zu und irgendwie hatte sie so einen Hundeblick drauf. Also biss ich ein kleines Stück vom Apfel ab und legte es auf einen Stein, machte zwei Schritte zurück und die Ente machte zwei vorwärts. Schnapp, schnapp wurde das Apfelstück weggeschnappt. So ging das, bis der Apfel alle war. Ich habe dann mehrfach versucht der Ente zu erklären, dass ich keinen weiteren Apfel oder sonstige Leckereien habe, aber kaum beugte ich mich nach unten, kam sie und suchte die Apfelstücke. Nach knapp einer Stunde, in der die Ente irgendwie immer in meiner Nähe war, packte ich meine Sachen wieder zusammen. Ich wollte ja noch nach Piha. Höflich wie ich bin, habe ich mich bei der Ente für ihre Gesellschaft bedankt und mich von ihr verabschiedet. Ich hatte ihr kaum den Rücken zugewandt, da fand die Ente ihre Stimme und sie quakte mir hinterher. Ich bedankte mich, da ich das Quaken als Verabschiedung deutete. Drehte mich wieder um und kaum sah sie mich von hinten, quakte sie erneut. Also wandte ich mich wieder zu ihr und sagte, dass ich sie nicht mitnehmen könne. Das „nicht“ schien sie überhört zu haben und eh ich mich versah, lief sie mir hinterher. Da sie nur kurze Beine hat, musste ich ständig auf sie warten. Wahrscheinlich ist sie für die Zeitangabe 8min auf dem Schild verantwortlich. Nach knapp der Hälfte des Weges bin ich dann, ohne mich umzudrehen, ein paar Schritte etwas schneller gelaufen. Dann musste ich doch noch einmal nach ihr schauen. Sie war stehen geblieben. Anscheinend hatte sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden und verstanden, dass sich unsere Wege hier trennen. Wir hatten eine tolle Zeit miteinander.

Nachdem auch ich mich von der Trauer des Abschieds erholt hatte fuhr ich nach Piha an den Strand. Ein sehr breiter, schwarzer Sandstrand, relativ hohe Wellen und mittendrin ein paar Surfer. Bis zum Sonnenuntergang war noch eine gute Stunde Zeit, Zeit für einen Strandspaziergang. Der Sonnenuntergang selbst war dann mal wieder atemberaubend.

Sorry, dass Piha jetzt ein bisschen kurz kam, aber die Enten-Story war heute mein Highlight.

Muehle

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